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Babylon - Das Reich

Das Babylonische Reich

wurde auch nach dem Namen seiner Hauptstadt, Babylon, benannt, und es lag im unteren mesopotamischen Tal. Manchmal unterteilen Historiker Babylonien in das n. Akkad und das s. Sumer oder Chaldäa. Ursprünglich wurde dieses Gebiet in der Bibel als das "Land Schinar" bezeichnet. Als bedeutende Herrscher später Babylon zu ihrer Hauptstadt machten, wurde das Land als Babylonien bekannt. Da manchmal chaldäische Dynastien an der Macht waren, wurde es auch "das Land der Chaldäer" genannt. Einige der alten Städte Babyloniens waren Adab, Akkad, Babylon, Borsippa, Erech, Kisch, Lagasch, Nippur und Ur. Das babylonische Weltreich erstreckte sich natürlich über Babylonien hinaus und umfasste Syrien und Palästina bis hin zur ägyptischen Grenze.

In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. u. Z. herrschte ein Assyrerkönig namens Tiglatpileser III. (Pul) über Babylonien. Später wurde ein Chaldäer namens Merodach-Baladan König von Babylon, doch nach 12 Jahren wurde er von Sargon II. vertrieben. Sanherib, der Sargon II. auf den Thron folgte, erlebte einen weiteren Aufstand Babylons unter Merodach-Baladan. Nach Sanheribs erfolglosem Versuch, im Jahre 732 v. u. Z. Jerusalem einzunehmen, schickte Merodach-Baladan Boten zu König Hiskia von Juda, möglicherweise um ihn um Unterstützung gegen Assyrien zu bitten. Später vertrieb Sanherib Merodach-Baladan und krönte sich selbst zum Herrscher Babylons — eine Stellung, die er bis zu seinem Tod innehatte. Sein Sohn Asarhaddon baute Babylon wieder auf. Die Babylonier sammelten sich um Nabupolassar und setzten ihn als König ein. Mit ihm begann die neubabylonische Dynastie, die bis Belsazar bestehen blieb. Die Dynastie von Nabupolassars Sohn Nebukadnezar bis zu Belsazar wird in der biblischen Prophetie durch das goldene Haupt des Standbildes aus Nebukadnezars Traum dargestellt und in einer Traumvision Daniels durch einen Löwen, der Adlersflügel und das Herz eines Menschen hatte.

Assyrien wurde im Jahre 632 v. u. Z. von dieser neuen chaldäischen Dynastie mit Hilfe der verbündeten Meder und Skythen unterworfen. Im Jahre 625 v. u. Z. besiegte Nabupolassars ältester Sohn Nebukadnezar (II.) den ägyptischen Pharao Necho in der Schlacht von Karkemisch, und im gleichen Jahr übernahm er die Regierungsgewalt. Unter Nebukadnezar war Babylon "ein goldener Becher" in der Hand Jahwes, mit dem er seinen Grimm über das untreue Juda und Jerusalem ausgoss. Im Jahre 620 v. u. Z. zwang er Jojakim, Tribut zu zahlen, doch nach drei Jahren erhob sich Jojakim. Im Jahre 618 v. u. Z., im 3. Jahr Jojakims als Vasallenkönig, zog Nebukadnezar gegen Jerusalem. Doch Jojakim starb, bevor er von den Babyloniern ergriffen werden konnte. Jojachin, der seinem Vater auf den Thron folgte, ergab sich schnell und wurde im Jahre 617 v. u. Z. zusammen mit anderen hochstehenden Persönlichkeiten gefangen nach Babylon geführt. Als nächstes wurde Zedekia als König von Juda eingesetzt, doch auch er empörte sich, und 609 v. u. Z. belagerten die Babylonier Jerusalem erneut. Im Jahre 607 v. u. Z. durchbrachen sie schließlich seine Mauern. 

Eine Keilschrifttafel ist gefunden worden, auf der ein Feldzug gegen Ägypten im 37. Jahr Nebukadnezars (588 v. u. Z.) erwähnt wird. Dabei mag es sich um die Begebenheit gehandelt haben, als das mächtige Ägypten der babylonischen Herrschaft unterworfen wurde, wie es der Prophet Hesekiel um das Jahr 591 v. u. Z. vorhergesagt hatte. Schließlich starb Nebukadnezar II. im Oktober 562 v. u. Z. nach 43jähriger Herrschaft, während deren er viele Nationen erobert und ein großartiges Bauprogramm in Babylonien betrieben hatte. Ihm folgte Awil-Marduk (Ewil-Merodach) auf den Thron. Dieser neue Herrscher war dem gefangenen König Jojachin gnädig. Über die Regierung Neriglissars, offensichtlich der Nachfolger Ewil-Merodachs, und die Herrschaft Labaschi-Marduks ist wenig bekannt.

Ausführlichere geschichtliche Kenntnisse gibt es dann wieder über Nabonid und seinen Sohn Belsazar, die zur Zeit des Sturzes von Babylon allem Anschein nach gemeinsam herrschten.

Inzwischen waren die Meder und die Perser unter dem Kommando von Cyrus dem Großen auf dem Marsch, um die Herrschaft über Babylonien zu erlangen und sich zur vierten Weltmacht aufzuschwingen. In der Nacht vom 5. Oktober 539 v. u. Z. (Gregorianischer Kalender) wurde Babylon eingenommen und Belsazar getötet. Nach der Eroberung Babylons, im ersten Jahr des Cyrus, gab dieser seinen berühmten Erlass heraus, durch den es 42 360 Männern, außerdem vielen Sklaven und Berufssängern, möglich war, nach Jerusalem zurückzukehren. Etwa 200 Jahre später ging die persische Herrschaft über Babylonien zu Ende, als Alexander der Große im Jahre 331 v. u. Z. Babylon einnahm. In der Mitte des 2. Jahrhunderts v. u. Z. unterstand Babylonien den Parthern unter ihrem König Mithridates I.

Da in diesem Land blühende jüdische Gemeinden existierten, ging Petrus, der Apostel für die Juden, nach Babylon, und dort schrieb er mindestens einen seiner inspirierten Briefe. In diesen Gemeinden des Ostens entwickelten jüdische Führer das Babylonische Targum, auch als das Targum Onkelos bekannt, und fertigten eine Anzahl Abschriften der Hebräischen Schriften an. Beachtenswert ist der Petersburger Prophetenkodex aus dem Jahr 916 u. Z., denn er enthält sowohl die östliche (babylonische) als auch die westliche (tiberische) Punktation.

Quelle: aus dem Brockhaus zusammengefasst

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